Gläubigerverzicht aus Insolvenzplan ebnet Neustart für Eishockeyclub SC Riessersee
15.08.2018
Garmisch-Partenkirchen/Weilheim. Ein kluger Insolvenzplan, schnelles Handeln, hilfsbereite Sponsoren und Gläubiger, die bereit sind, auf 95 Prozent ihrer Forderungen zu verzichten, – das sind die Zutaten für das bislang vermutlich schnellste Insolvenzplanverfahren in Deutschland. Damit kann der insolvente Eishockeyclub SC Riessersee ab September 2018 in der Eishockey-Oberliga Süd neu durchstarten. Der Reihe nach: Am 14.08.2018 haben die Gläubiger auf der beim Amtsgericht Weilheim durchgeführten Gläubigerversammlung den Insolvenzplan einstimmig angenommen, den die Generalbevollmächtigte, Rechtsanwältin Birgitt Breiter aus Holzkirchen, eingereicht hatte. Zuvor hatte die Sanierungsexpertin den Insolvenzantrag für die Schuldnerin gestellt und das Verfahren begleitet und vorangetrieben. Das Amtsgericht hat den Insolvenzplan bestätigt, der Insolvenzplan ist rechtskräftig.
Starkes Vertrauen in Zukunft des Vereins
„Ich freue mich sehr, dass alle Gläubiger einstimmig den Insolvenzplan angenommen haben und fast auf ihre gesamten Forderungen verzichten. Dieser Schuldenschnitt ist ein wichtiger Durchbruch für den Traditionsclub. Denn durch die Entschuldung in so kurzer Zeit ist der Weg frei, rechtzeitig und ohne Unterbrechungen in die Oberliga-Saison zu starten“, sagt Rechtanwältin Breiter. „Die Annahme des Insolvenzplans ist ein starkes Signal der Gläubiger, dass sie Vertrauen in die weitere Entwicklung des Eishockeyclubs haben, der in der Region sehr großen Zuspruch findet“, ergänzt Rechtsanwalt Dr. Robert Hänel von der Kanzlei anchor Rechtsanwälte, der im Insolvenzverfahren als Sachwalter bestellt wurde. Der Sachwalter hat das Verfahren in Eigenverwaltung konstruktiv begleitet und die Geschäftsleitung im Interesse der Gläubiger kontrolliert. Zu den Gläubigern zählen u. a. Lieferanten, Vermieter, private Darlehnsgeber sowie öffentliche Gläubiger.
Starkes Sponsorenbekenntnis
Maßgeblichen Anteil am Neustart haben neben den Gläubigern auch die Sponsoren. Ein Sponsor hatte zuvor durch eine nicht unerhebliche Geldsumme die Eröffnung des Insolvenzverfahrens überhaupt erst ermöglicht. Nun stehen diverse Sponsoren wieder bereit, um dem Club unter die Arme zu greifen. Der SC Riessersee finanziert sich neben den Eintrittsgeldern im Wesentlichen durch Sponsorengelder. Der Schlüssel für die Zukunftslösung lag in der konsequenten Umsetzung des Insolvenzplans. Denn für den Club war klar, wenn die Entschuldung klappt, sind die Sponsoren wieder mit dabei. Hierfür waren eine rigorose und schnelle Entschuldung erforderlich. Daher das vermutlich schnellste Insolvenzplanverfahren Deutschlands in Rekordzeit. Denn keine sechs Wochen nach dem Insolvenzantrag vom 10.07.2018 hatten alle Gläubiger den Insolvenzplan der Eigenverwaltung einstimmig angenommen. Dass dies möglich war, ist laut Hänel zu einem ganz großen Teil dem unermüdlichen Einsatz der Generalbevollmächtigten Rechtsanwältin Breiter zu verdanken.
Identifikation mit dem Verein
Die vom Deutschen Eishockey-Bund e.V. (DEB) erteilte Lizenz für die Teilnahme am Spielbetrieb in der Oberliga stand unter der Auflage einer Entschuldung bis Ende August 2018. Der erhebliche Zeitdruck, der Wille und die Identifikation aller Beteiligten mit den Spielern und dem Club haben ebenso mit zu dem Durchbruch geführt. Nun laufen die intensiven Vorbereitungen für die neue Saison auf Hochtouren. Der ehemalige Profispieler und derzeitige Geschäftsführer Stefan Endraß und sein Team haben nun Gewissheit und bereiten sich auf die Spiele in der Oberliga Süd vor. Bereits am kommenden Sonntag findet ein erstes Testspiel als Benefizveranstaltung des SC Riessersee in Bad Tölz statt. Auch der Ticketverkauf sowie das Geschäft mit den Dauerkarten laufen nun an.
Voraussichtlich Ende August wird das Amtsgericht Weilheim, welches ebenso zügig das Verfahren begleitet hat, das Insolvenzverfahren offiziell aufheben. Dann steht der Zukunft des bereits 1920 gegründeten Clubs, der bereits zehn Mal Deutscher Meister war, nichts mehr im Weg.