Die Behandlungszentrum Kempfenhausen für Multiple Sklerose Kranke gGmbH stellt sich über Schutzschirmverfahren neu auf
26.06.2025
- Medizinische Versorgung für Patientinnen und Patienten der Marianne-Strauß-Klinik läuft regulär und vollumfänglich weiter, auch für die Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheims „Haus der Freunde“ ändert sich nichts
- Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden sind im Rahmen des vorläufigen Verfahrens über die Bundesagentur für Arbeit gesichert
- Die Sanierung erfolgt eigenverantwortlich und in enger Zusammenarbeit mit den Gesellschaftern und den Sanierungsexperten Dr. Mark Boddenberg und Markus Kohlstedt von der Kanzlei ECKERT Rechtsanwälte
Berg, den 24. Juni 2025. Die Behandlungszentrum Kempfenhausen für Multiple Sklerose Kranke gGmbH saniert sich eigenverantwortlich über ein Schutzschirmverfahren. Dazu wurde vor dem zuständigen Amtsgericht Weilheim ein entsprechender Antrag auf Durchführung eines solchen Verfahrens gestellt. Ziel ist es, die neurologische, auf die Behandlung von Multiple Sklerose und verwandten Erkrankungen spezialisierte Fachklinik und das dazugehörige Pflegeheim „Haus der Freunde“ bei laufendem Betrieb wirtschaftlich nachhaltig zu stabilisieren.
Dr. Sándor Mohácsi, der neue Geschäftsführer der Behandlungszentrum Kempfenhausen für Multiple Sklerose Kranke gGmbH, sagt: „Als die größte Fachklinik für Multiple Sklerose in Süddeutschland nehmen wir unsere Verantwortung den Patientinnen und Patienten gegenüber sehr ernst. Daher haben wir früh reagiert, um von der Möglichkeit eines privilegierten Schutzschirmverfahrens Gebrauch machen zu können. Unser Ziel ist es, ein reibungsloses Verfahren für unsere Mitarbeitenden, Patienten und Partner zu schaffen und uns wirtschaftlich und langfristig stabil zu positionieren.“
Für die Patientinnen und Patienten sowie Bewohnerinnen und Bewohner ändert sich durch das Verfahren nichts. Die Behandlung und Betreuung laufen vollumfänglich und unverändert weiter. Bereits vereinbarte Termine sowie Therapien können wahrgenommen werden. Auch neue Termine können wie gewohnt vereinbart werden. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden sind gesichert und werden während des vorläufigen Verfahrens von der Bundesagentur für Arbeit abgedeckt.
„Wir haben heute bereits unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert und danken für den Vertrauensvorschuss, den sie uns gewährt haben. Im Laufe des Verfahrens werden wir die Interessen der betroffenen Menschen stets in den Mittelpunkt unserer Entscheidungen stellen. Wir als Geschäftsführung sind weiterhin handlungsfähig: Wir sind wie bisher in der operativen Verantwortung, können jedoch auf die Expertise von Sanierungsexperten zurückgreifen, die langjährige Erfahrung bei Restrukturierungen im Gesundheitswesen aufweisen“, erklärt Prof. Dr. Ingo Kleiter, Ärztlicher Leiter und Geschäftsführer für den medizinischen Bereich.
Hintergründe für das Verfahren sind gestiegene Kosten, u. a. für Energie, Sachmittel und den Klinikneubau vor Ort. Die Marianne-Strauß-Klinik ist als neurologische, auf Multiple Sklerose und verwandte Krankheiten ausgerichtete Fachklinik hochspezialisiert und somit gut auf die Krankenhausstrukturreform vorbereitet. Dennoch sind die allgemeinen gesundheitspolitischen Herausforderungen, die derzeit viele Kliniken bundesweit treffen, deutlich spürbar.
Die vier Gesellschafter der Behandlungszentrum Kempfenhausen für Multiple Sklerose Kranke gGmbH – die Landeshauptstadt München, der Bezirk Oberbayern, die KWA Kuratorium Wohnen im Alter gemeinnützige AG und die Deutsche Multiple-Sklerose-Gesellschaft Landesverband Bayern e.V. – haben sich in den letzten Wochen und Monaten intensiv mit der Zukunft der Marianne-Strauß-Klinik und des Pflegeheims „Haus der Freunde“ auseinandergesetzt.
Die Sanierung wird in enger Abstimmung mit ihnen stattfinden. Ziel des Verfahrens ist es, beide Einrichtungen vollumfänglich weiterzuführen und die Gesellschaft in die Struktur des Bezirks Oberbayern einzugliedern. Voraussetzung ist die Zustimmung aller zuständigen Gremien. Der Bezirksausschuss des Bezirkstags von Oberbayern hat bereits am 16. Juni 2025 darüber abgestimmt, Verhandlungen zur Übernahme der Klinik zu führen. Diese Verhandlungen erfolgen im Rahmen des Verfahrens.
Begleitet wird das Verfahren von der auf Sanierung und Restrukturierung spezialisierten Kanzlei ECKERT Rechtsanwälte rund um das erfahrene Team der Partner Dr. Mark Boddenberg und Markus Kohlstedt.
„Sanierungsverfahren schaffen rechtliche Sicherheit und ermöglichen strategische Entscheidungen, um wirtschaftliche und strukturelle Herausforderungen zu bewältigen. Ein entscheidender Vorteil hierbei ist, dass Klinik- und Pflegeheimbetrieb parallel weiterlaufen können. Durch frühzeitiges Handeln haben wir nun die Möglichkeit, gemeinsam mit Geschäftsführung und Gesellschaftern ein nachhaltiges Konzept zu entwickeln, das vorrangig die Behandlung der Patientinnen und Patienten und Pflegeheimbewohner langfristig sichert“, so Dr. Mark Boddenberg.
Markus Kohlstedt führt weiter aus: „Bei einem Schutzschirmverfahren handelt es sich um ein privilegiertes Verfahren, das ein Gericht nur zulässt, wenn es realistische Chancen auf eine erfolgreiche Sanierung erkennt. Die Übernahme der Löhne und Gehälter durch die Bundesagentur für Arbeit im vorläufigen Verfahren ermöglicht der Klinik finanziellen Spielraum, um bereits zu Beginn des Verfahrens Rücklagen zu bilden und so einen optimalen Absprungpunkt für die Sanierung zu haben.“
Michael Verken, Rechtsanwalt, Partner und Geschäftsführer von Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, wurde vom Amtsgericht Weilheim zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Er führt aus: „In meiner Funktion als vorläufiger Sachwalter werde ich das Sanierungsteam eng begleiten und dafür Sorge tragen, dass die Interessen aller Beteiligten, insbesondere der Gläubiger gewahrt bleiben. Ziel ist es, die geplante Sanierung im Rahmen des Schutzschirmverfahrens konstruktiv zu unterstützen und die Zukunftsfähigkeit der Klinik gemeinsam zu sichern.“
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden heute in einer Mitarbeiterversammlung zum Verfahren informiert.
Über die Behandlungszentrum Kempfenhausen für Multiple Sklerose Kranke gGmbH:
Das Behandlungszentrum Kempfenhausen für Multiple Sklerose Kranke gemeinnützige GmbH besteht aus einem neurologischen Fachkrankenhaus, das auf die Diagnostik und Behandlung der Multiplen Sklerose und verwandter Erkrankungen spezialisiert ist und einer spezialisierten Pflegeeinrichtung.
Die Fachklinik bietet eine multimodale, fach- und sektorübergreifende Komplexbehandlung der Multiplen Sklerose und verwandter Erkrankungen für Patientinnen aus dem gesamten Bundesgebiet. Das Zentrum bietet das gesamte Leistungsspektrum der MS-Behandlung, bis zur Schnittstelle zur Rehabilitation an (ambulant, teilstationär, vollstationär, Pflege). Die Klinik umfasst 120 vollstationäre Betten, 15 teilstationäre Plätze und eine Ambulanz, hinzu kommen 31 Betten der Pflegeinrichtung. Die Klinik ist damit das zweitgrößte Fachkrankenhaus für Multiple Sklerose bundesweit (Krankenhaussuche | Bundes-Klinik-Atlas). Das Team des Behandlungszentrums umfasst ca. 240 Mitarbeitende.
Die Gesellschaft wurde im Jahr 1982 gegründet. Die Gesellschafterstruktur besteht seitdem unverändert: Landeshauptstadt München (57 %), Bezirk Oberbayern (17 %), KWA Kuratorium Wohnen im Alter gemeinnützige AG (13 %), Deutsche MS-Gesellschaft, Landesverband Bayern e.V. (13 %).
Über ECKERT Rechtsanwälte:
ECKERT Rechtsanwälte gehört zu den führenden deutschen Restrukturierungs- und Insolvenzkanzleien. Die Spezialisten der Sozietät sind sowohl beratend auf Unternehmensseite als auch als Insolvenzverwalter, Sachwalter und Zwangsverwalter tätig. Besondere Expertise besteht bei der Sanierung von Krankenhausträgern. Dazu zählen verschiedene Kliniken der Schwesternschaft München vom BRK e.V., das Verbundkrankenhaus Linz/Remagen, die Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz e.V, die Krupp-Krankenhäuser in Essen, die Kreisklinik Groß-Gerau, die Burgenland-Kliniken sowie die „DRK gem. Krankenhausgesellschaft Süd-West“. Die Kanzlei beschäftigt rund 150 Mitarbeiter an 18 Standorten, davon sind 41 Berufsträger.
Über Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft mbH:
Anchor ist ein Hybrid aus Anwaltskanzlei und Unternehmensberatung. Mit 15 Standorten und über 170 Mitarbeitern in den Bereichen Insolvenz und Sanierung gehört die Kanzlei deutschlandweit zu den großen Restrukturierungseinheiten. Anchor hat zahlreiche größere Unternehmen in und außerhalb der Insolvenz begleitet und saniert. Die Rechtsanwälte von Anchor werden regelmäßig als Insolvenzverwalter, Sachwalter oder als Sanierungsgeschäftsführer in Insolvenz-,Eigenverwaltungs- und Schutzschirmverfahren vorgeschlagen und bestellt. Anchor Management ist für seine betriebswirtschaftliche Restrukturierungsberatung, sein Interim Management und die Distressed M&A-Beratung bekannt. In Beratungsmandaten verbindet Anchor rechtliche Kompetenz mit betriebswirtschaftlichem Know-how.
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Eda Bas
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